Tee ist nicht nur ein Getränk. Der Geist und die Seele der Teepflanze haben uns viel mitzuteilen. Jede Teepflanze hat ihren eigenen Charakter und Persönlichkeit. Es ist ein Abenteuer, jeden Tee mit seiner Eigenschaft auf ganz einzigartige Art und Weise kennenzulernen.
Was ist die Chinesische Teezeremonie?

Die chinesische Teezeremonie ist ein geschmackliches, optisches und geistiges Vergnügen. Es wird geplaudert, gelacht und philosophiert. Die soziale Bedeutung ist groß. In China wird das Alter besonders geschätzt. Die junge Generation verhält sich sehr respektvoll gegenüber der älteren Generation. So wird von jüngeren Familienmitgliedern den älteren Generationen aus Respekt und Ehrerbietung Tee angeboten.
Die Chinesische Teezeremonie wird Gong Fu Cha (功夫茶) genannt. Gong Fu (功夫) steht für "harter, beschwerlicher Weg" oder dafür, sich eine Fähigkeit mit harter Arbeit, Mühe und Zeit anzueignen, also eine Meisterschaft zu erlangen. Deshalb spricht man auch von einer Gong Fu Cha Meisterin oder Meister.
Den Begriff Gong Fu kennen viele im Zusammenhang mit dem Kampfsport und wird bei uns als Kung Fu ausgesprochen. Cha (茶) bedeutet Tee und setzt sich aus den Schriftzeichen Holz 木, Mensch 人 und Gras 草 zusammen. Weiterhin findet man die Schriftzeichen 十 (zehn) und 八 (acht). In China gilt Tee als sehr gesund und man ist der Meinung, dass man bei regelmäßigem Teegenuss 108 Jahre alt wird. Im Schriftzeichen 茶 ist somit die Zahl 108 versteckt.
Gong Fu Cha wurde in der Ming-Dynastie (1368-1644) in der chinesischen Südprovinz Fujian entwickelt. Diese Provinz gilt als eine der größten und bekanntesten Teeproduzenten Chinas. Die Teezeremonie wird noch heute in China und Taiwan praktiziert. In Gong Fu Cha steht das Geschmackserlebnis im Vordergrund. Jede Handlung zielt darauf ab, jedem der vielen Teeaufgüsse das Beste zu entlocken.
Welche Art von Tee wird in der Chinesischen Teezeremonie verwendet?
Traditionell wird Oolong Tee (乌龙茶) für Gong Fu Cha verwendet. Allerdings haben meine Recherchen ergeben, dass auch andere Teesorten wie Weißer, Grüner und Schwarztee mit dieser Technik gebrüht werden.
Bevor ich mich mit Gong Fu Cha vertraut gemacht habe, konnte ich keine koffeinhaltigen Tees trinken. Auf Grüntee wurde mir regelrecht übel und Schwarztee verursachte mir Herzrasen. Nachdem ich in Peking einen Teeladen besucht habe und ich dort problemlos Grüntee trinken konnte, war ich entschlossen, mich intensiv mit der Chinesischen Teezeremonie auseinanderzusetzen und diese Art der Teezubereitung zu erlernen.
Informationen rund um den Tee
Am Anfang ist der Tee immer grün. Erst die weitere Verarbeitung entscheidet darüber, ob er grün bleibt oder verändert wird.

- Grüner Tee (绿茶) ist unfermentierter Tee.
- Weißer Tee (白茶) ist leicht anfermentierter Tee.
- Gelber Tee (黄茶) ist anfermentierter Tee.
- Oolong Tee (乌龙茶) ist halbfermentierter Tee.
- Roter Tee (红茶) ist ganz oder vollfermentierter Tee und wird im Westen Schwarztee genannt.
Tee kann auch beduftet werden und wird zu Jasmin Tee (茉莉花茶). Nachträglich gereift, gelagert oder postfermentiert wird er dann zu dem besonders wertvollen und gesundheistfördernden Pu'Erh Tee (普洱茶).
Die Qualität eines Tees hängt von vielen Faktoren ab wie z. B.:
- werden chemische Dünge und Pflanzenschutzmittel verwendet
- wie wird der Tee weiterverarbeitet
- wie und wann wird der Tee geerntet
- woher kommt der Tee
- wie ist die Bodenbeschaffenheit, das Klima und in welcher Höhe wird der Tee kultiviert
- wie werden die Teesträucher gepflegt
Ich verwende Tees nur von sehr ausgewählten Händlern und Teebauern aus China mit Biozertifizierung oder der Bezeichnung Pestizidfrei.
Welche Art von Teetyp bist Du?
In unserer hektischen Zeit hat sich der "Teebeutel-Typ" kultiviert. Wasser heiß, Teebeutel rein, schnell und unkompliziert Tee genießen. Doch ist es wirklich ein Genuss? Die Qualität des Tees in Teebeutel lässt meist sehr zu wünschen übrig und enthält oft nur den "Abfall" der Teeernte. Die Seele und der Geist der Pflanze entschwinden durch die Zerstörung des Teeblatts.
Oder gehörst Du eher zum "Heiltee-Typ", der nur zu besonderen Krankheitsanlässen wie Magenverstimmungen, Grippe und Erklältung zum Tee greift?
Als "Teezusatz-Typ" verfeinerst Du Deinen Tee mit Zucker, Süßstoff, Milch oder anderen Zusatzstoffen. In China ist der Bubble-Tea beliebt, ein Gemisch aus Milch, kleinen (sehr) süßen Geleekügelchen und meist Grün- oder Schwarztee.
Der "Dufttee-Typ" mag den Tee nur in aromatisierter Form. Er soll nach Rosen, Vanille oder sonstigen Aromen schmecken.
Vielleicht bist Du aber auch der "Naturtee-Typ" und genießt eine frisch aufgegossene gute Tasse Tee aus losen Blättern, biologisch, ohne Zusatzstoffe, vielleicht sogar aus dem eigenen Garten? Einfach rein und unverfälscht.
Ganz egal, zu welche Art von Typ Du gehörst und welche Erfahrungen Du bis jetzt mit Tee gemacht hast, Gong Fu Cha wird Deine Perspektive auf Tee komplett verändern.
Mit Tee kannst Du Deine Geduld und Gelassenheit trainieren und Deine Selbsterkenntnis erweitern. Kannst Du es für möglich halten, dass Tee Dich zu mehr Freiheit und Achtsamkeit führt? Probier es aus!
Was ist das Besondere an Gong Fu Cha?
Gong Fu Cha ist nicht einfach nur Tee trinken. Von der Teemeisterin oder dem Teemeister wird Disziplin, Geduld, Fleiß, Können, Konzentration und Achtsamkeit gefordert. Sie oder er gehen eine besondere Verbindung mit dem Geist des Tees ein und versuchen mit ihrem Können, dem Teeblatt möglichst viele Aufgüsse zu entlocken und die Persönlichkeit des Tees zur Entfaltung zu bringen. Jeder Aufguss schmeckt anders und hat einen ganz eigenen Charakter.
Mit der Chinesischen Teezeremonie werden wir verbunden mit unseren Sinnen, wir erfahren Geduld, Achtsamkeit, Schönheit, Stille, Bewusstheit, Würde, Respekt und Dankbarkeit.
Die Teezeremonie ist eine eigene Kunst und die Teilnahme daran verhilft uns zu mehr innerer Balance.

Geduld
Achtsamkeit


Schönheit
Bewusstheit


Respekt
Qi Gong und Gong Fu Cha
In der chinesischen Kultur sind die Künste wie Malerei, Poesie, Kalligraphie, Kampfkunst, Teekunst und Medizin eng miteinander verwoben.
Qi Gong ist Teil der Traditionellen Chinesischen Medizin, vereint Elemente der Kampfkunst und dient dem Erhalt eines gesunden und langen Lebens. Tee gilt als ein besonderes Heilmittel, das die Lebensenergie Qi stärkt, fördert und erhält.
Die Teezeremonie Gong Fu Cha enthält den meditativen Aspekt des Qi Gong, den Ausgleich von Yin und Yang, Stärkung der Sinne und Erlernen von Achtsamkeit.
Im Qi Gong spricht man vom Affengeist, der sich von einem Gedanken zum anderen schwingt, uns unruhig werden lässt, Angst und Begiereden weckt. Er bekämpft und kritisiert und reißt uns aus der Gegenwart.

Gong Fu Cha hilft uns, den Affengeist zu zügeln und den Tee nicht nur auf materieller sondern auch auf spiritueller Ebene zu erleben.
Die Elemente In der Chinesischen Teezeremonie
Die Grundlage in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) sind die Elemente.
Das Konzept der Elemente findet sich in der Traditionellen Abendländischen Medizin genauso wie in Ayurveda wieder.
Aufgrund von astronomischen und astrologischen Beobachten über Jahrhunderte hinweg wurden nicht nur die Jahreszeiten, Formen und Farben, sondern auch jedes Tier und jede Pflanze einem Element zugeordnet. Auch der menschliche Körper als Teil der universellen Schöpfung folgt dieser Gesetzmäßigkeit. Unsere inneren Organe, die Körpergewebe, die Sinnesorgane und unsere Empfindungen lassen sich den 5 Elementen zuordnen.
In der Chinesischen Teezeremonie werden alle 5 Elemente aus der TCM vereint.
Holz = die Teepflanze
Metall = das Werkzeug zur Verarbeitung der Teeblätter
Feuer = das Element, das zur Endtrocknung der Teeblätter verwendet wird
Wasser = der Tee wird mit Wasser gebrüht
Erde = traditionell wird Tee aus Tontassen getrunken
Bei der Teezeremonie werden zudem die 3 Hauptkräfte, der Dreiklang des Universums, mit einbezogen. Es sind der Himmel 天, die Erde 地 und der Mensch 人. Sie stehen sinnbildlich für Oben, Unten und die Mitte.

Habe Ich Dein Interesse für die Chinesische Teezeremonie geweckt?
Weitere Informationen und was Dich erwartet findest Du hier:
Quellenverweis: Mit Buddha Tee trinken, Sandy Taikyu Kuhn Shimu
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